Ostfriesischer Triathlon - Meine Lieblingsrandsportart 11FREUNDE

November 2024 · 3 minute read

Schöne Schnaps­idee für’s Win­terloch. 11FREUNDE-Redak­teure täu­schen Inter­esse für Taschen­bil­lard und Tee­beu­tel­weit­wurf vor, damit die vir­tu­ellen Seiten nicht weiß bleiben. Okay, mag ja sein, dass der ein oder andere Kol­lege um den Jah­res­wechsel tat­säch­lich bräsig vom Sofa den Schnee­ad­lern beim Fliegen oder den Bier­mon­stern beim Pfeil­werfen zuge­schaut hat. Mir aber reicht’s erst mal, wenn vor Hei­lig­abend der letzte Spieltag durch ist. Fuß­ball ist so all­ge­gen­wärtig, dass sich in den wenigen Tagen, an denen nichts pas­siert, mein Bestreben in Grenzen hält, mein Fach­wissen beim Snooker, Schach oder Wrest­ling auf­zu­bes­sern. Kurz vor Weih­nachten setze ich mich ins Auto, fahre ins ferne Ost­fries­land, denke an Gän­se­braten und Rum­topf und nicht an Kem­pa­trick oder drei­fache Ritt­berger.

Wozu auch? Das Leben in der alten Heimat hält genug inter­es­sante Sport­arten bereit, für die ich nicht mal den Fern­seher anstellen muss. Wiki­pedia zufolge haben schon 150 000 Men­schen das Ost­frie­sen­ab­itur“ abge­legt, für das Prüf­linge unter anderem Fer­tig­keiten im Boßeln, Bes­sens­mieten (Weit­wurf mit Besen), Kuh­melken und Pad­stock­springen (per Stock einen Graben über­springen) nach­weisen. Dieses Examen ist aller­dings eher Tou­risten in den Som­mer­mo­naten vor­be­halten. Der Mehr­kampf, in dem sich regel­mäßig Ein­hei­mi­sche und heim­keh­rende Exil-Ost­friesen messen, findet in der Advents­zeit statt. Ein selt­samer Wett­be­werb, der Zuschauer min­des­tens so in seinen Bann zieht, wie die Couch­po­ta­toes der Flug des Severin Freund bei der Vier­schan­zen­tournee.

Die Dis­zi­plinen in chro­no­lo­gi­scher Rei­hen­folge:

1. Heizen
Wer hinter Olden­burg auf die A28 abbiegt, hat das Gefühl, hier sei die Welt zu Ende. Der Kraft­fahrer fühlt sich schlag­artig wie am auto­freien Sonntag wäh­rend der Ölkrise. Volks­wagen nutzt die Straße gern für Test­fahrten, denn hier kann der Auto­freak so richtig auf die Tube drü­cken. Einen Stau hat diese Auto­bahn noch nie erlebt. Wer nach dem dritten Advent im Chris-Rea-Modus auf der rechten Spur bei 110 Sachen gen Heimat juckelt, sollte aber vor­sichtig sein. Relaxtes Cruisen unter­malt von Dri­ving Home for Christmas“ nimmt der Ein­hei­mi­sche nach Ein­bruch der Dun­kel­heit auf der Höhe von Bad Zwi­schenahn nur noch als Ver­kehrs­hin­dernis wahr. Dann schießen sie an den Auf­fahrten hoch, die Renn­fahrer in ihren Ford Siesta Cabrios und tie­fer­ge­legten Golfs. In dieser Gegend hat man nicht ver­gessen: Erst bei Regen und Wind zeigt sich die wahre Qua­lität des Piloten.

Der Par­cour ist simpel. In Bad Zwi­schenahn auf die Bahn und dann gib ihm. Wer zuerst in Filsum abfährt – an der ima­gi­nären Grenze zu Ost­fries­land –, hat gewonnen. Die Regeln sind klar: 1. Wer bremst ver­liert. 2. Wer ver­liert, zahlt die Runde. 3. Regeln? Es gibt keine Regeln. Die Kon­se­quenz: Ist kein Schutz­mann in Sicht, wird der Heim­kehrer in der Fami­li­en­kut­sche selbst bei Wind­stärke sieben von den Blei­füß­lern noch auf der Stand­spur über­holt, weil dem Kon­kur­renten auf der Über­hol­spur nicht bei­zu­kommen ist. Und tschüss!

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