Silvestercup Riesa - WM-Halle Riesa, 29. Dezember 2005 11FREUNDE

December 2024 · 2 minute read

Den Großen hätte mer um haue müsse, dann wär et jot jewesen.“ Zum tak­ti­schen Vor­gehen gab es bei Paul Faß­bender und Werner Lau­fen­berg keine zwei Mei­nungen. Die Betreuer des Fünft­li­gisten For­tuna Köln wissen, dass ein Pferd von vorn auf­ge­zäumt wird. Klare Sache: Ran an das Alpha­tier, ein, zwei gezielte Treffer und schon hätten sich die Reihen gelichtet. Kurz nach zwei Uhr nachts ging es in der Rie­saer Bahn­hofs­straße zu wie sonst nur an Rei­nerts Tak­tik­tisch, Sonn­tag­vor­mit­tags im DSF. Aber der Reihe nach: Kurz vor 17 Uhr treffen drei Spieler des Tra­di­ti­ons­sport­ver­eins Stahl Riesa in der ört­li­chen Fast­food­rampe die letzten Vor­be­rei­tungen, nebenbei werden Scherze gemacht und Koh­len­hy­drate gebun­kert. In der WM-Halle geht es der­weil schon hek­ti­scher zu: Schließ­lich hat am Mittag Tas­mania Berlin abge­sagt. Die sind Titel­ver­tei­diger und sollen unter­wegs in einen Unfall ver­wi­ckelt worden sein. Das wird bedauert, was aber viel schwerer wiegt: Mit den Tas­manen fehlt auch der Wan­der­pokal. Die Ersatz-Tro­phäe komme aus Dresden, heißt es offi­ziell.

Die Wahr­heit sieht ander Lokal­ri­valen SC Riesa spielt, hat in der Not geholfen. Weil das wohl nicht an die große Glocke soll, bleibt es bei dem Pokal aus Dresden. Das Tur­nier beginnt mit Ver­spä­tung und in präch­tiger Stim­mung. Aus Müll­tüten haben die Stahl-Fans ein kleines blau-weißes Fah­nen­meer gebas­telt. Es wird gesungen, impulsiv gesungen und damit das junge Team, das seit der Insol­venz des frü­heren DDR-Ober­li­gisten erst in den beiden Kreis­klassen und nun­mehr in der Kreis­liga nicht einmal ver­loren hat, zum Vor­run­den­sieg getrieben. Unter­dessen muss ein Ehe­paar aus Köln durch den Ein­lass geschleust werden. Unwis­send, dass es bereits im Vor­ver­kauf viermal mehr Anfragen als Tickets gab, waren sie ange­reist, um nun zu ver­folgen, wie die Süd­städter im Neun­me­ter­schießen um Platz fünf an der U‑23 des FC St. Pauli schei­tern. Unter­malt wird das Duell von ver­ein­zelten Zick, Zack, Zigeu­ner­pack“- und Ostdeutschland“-Rufen. Bitter.

Die über­wie­gende Menge inter­es­siert sich aller­dings für Fuß­ball. Nicht von Belang, dass die nam­haften Tur­nier­teams bes­ten­falls den zweiten Anzug geschickt haben. Viel wich­tiger scheint es, zu demons­trieren, dass Stahl Riesa und der Fuß­ball in der Sport­stadt noch am Leben ist. Beweisen können dies am Ende auch die TSV-Kicker, die sich erst im Finale dem 1. FC Mag­de­burg beugen müssen. Zur After-Show-Party: In deren Rahmen geben inmitten der gemeinsam fei­ernden Fans und Kicker ein paar Rechts­außen den Gockel. Die Kölner Betreuer treten dar­aufhin den geord­neten Rück­zeug an, ver­gessen aber in aller Eile die Spieler. Für Letz­tere orga­ni­siert Tur­nier­chef Werner Luko­schek gegen fünf Uhr mor­gens den Abtrans­port: Die waren so blau, die hätten das Hotel nicht mehr gefunden.“ 

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