
Im letzten September lachten PSG-Star Kylian Mbappé und Coach Christophe Galtier auf einer Pressekonferenz über die Frage eines Journalisten, warum die Mannschaft nicht mit dem Zug anstelle des Fliegers nach Nantes gereist sei. Galtier scherzte gar, PSG werde in Betracht ziehen, künftig mit dem Segelboot zu Auswärtsspielen zu fahren. Der Pariser Klub präsentierte eine ignorante Haltung, die nicht ganz zeitgemäß erschien, mit der der Verein aber auch nicht allein zu sein scheint.
Denn wenige Monate später, am 30. Dezember 2022, setzte Real auf den letzten Metern des Jahres nochmal beide Füße in ein ähnliches Fettnäpfchen. Der Tabellenzweite der spanischen Liga beendete das Jahr zwar mit einem 2:0‑Sieg bei Real Valladolid sportlich gelungen, musste im Anschluss aber viel Kritik in puncto Nachhaltigkeit einstecken. Für eine Anfahrt (und vor allem Rückfahrt) mit dem Zug begann das Spiel zwar recht spät (21:30 Uhr), allerdings hätte die 200 Kilometer lange Reise mit dem Bus für David Alaba und co. lediglich zwei bis drei Stunden gedauert. Ein Zeitaufwand, den mitgereiste Real-Fans an diesem Freitagabend auch auf sich genommen haben dürften.
Inhalt aus Datenschutzgründen blockiert
Ausnahmsweise anzeigen(Bei Anzeige erfolgt möglicherweise Tracking durch Drittanbieter)
Die Tatsache, dass stattdessen ein 15-minütiger Flug die Madrilenen zu ihrem Gastspiel in Valladolid brachte, stößt in den sozialen Medien sowie in der spanischen und internationalen Presse mindestens mal auf Verwunderung. Die Mundo Deportivo schreibt von einer „umstrittenen Reise“, der Público rechnet vor, Reals Reise habe inklusive Transport zum Flughafen und Stadion eine Stunde und fünf Minuten gedauert. Die zeitliche Ersparnis gegenüber der Busreise erscheint nun nicht mehr so unverhältnismäßig groß. Es erscheint eher naheliegend, dass bei Carlo Ancelottis Schützlingen auch Faktoren wie Privatsphäre und Komfort zur Entscheidungsfindung beigetragen haben.
Reals Einsatz für Umwelt- und Klimaschutz
Womöglich aus Angst vor einer Peinlichkeit á la PSG gibt es noch keine offizielle Reaktion des Vereins auf die Welle der Kritik. Kurios ist aber, dass der spanische Hauptstadtklub sich eigentlich gern als ökologisch nachhaltig darstellt. Auf seiner Website findet sich ein Beitrag vom Sommer 2022 über eine Kooperationen mit BMW, besonderer Schwerpunkt hierbei sind Nachhaltigkeit und Mobilität. Man wolle innovative Projekte fördern, die sich positiv auf die Umwelt und die Gesellschaft auswirken, heißt es dort.
Ein ähnliches Selbstbild zeichnet Real Madrid bei einem Bericht über die Zusammenarbeit mit Meatless Farm, einem Unternehmen für pflanzliche Lebensmittel. Emilio Butragueno, Vereinslegende und Direktor für institutionelle Beziehungen bei Real, sagt, man wolle „die Gesellschaft zu echten Veränderungen bewegen, die dazu beitragen, eine nachhaltigere Welt zu schaffen.“ Es drängt sich der Eindruck auf, die Königlichen hätten ein durchaus ambivalentes Verhältnis zum Thema Umwelt- und Klimaschutz.
Recyceltes Trikot aus Meeresplastik
Abgerundet werden soll dieser Einblick in Real Madrids Nachhaltigkeits-Engagement mit einem Sondertrikot aus dem Sommer 2018. Das damals vorgestellte Shirt bestand, ganz und gar vorbildlich, nur aus Plastikmüll, der aus den Meeren gefischt und recycelt wurde. Ironischerweise wurde das Outfit während einer Vorbereitungsreise durch die USA eingeweiht. Symbolisch für den Kontrast im ökologischen Fußabdruck der Königlichen.
Kooperiert hat der Verein für das spezielle Trikot mit der Organisation Parley for the Oceans, deren Gründer auf sustainability-times.com den Madrilenen „die Kraft, unsere Botschaft zu verstärken und sie mit ihrer riesigen weltweiten Fangemeinde zu teilen“, attestiert. Kurzstreckenflüge nach Valladolid dürften dabei jedoch wenig hilfreich sein.
ncG1vNJzZmhpYZu%2FpsHNnZxnnJVkrrPAyKScpWebpLKvtcaloJyglWK4tr7ZrKurnZOgsnCDlXBsa21g