
Donyell Malen konnte es nicht fassen. Enttäuscht trabte er noch ein Stück aus, dann blieb er stehen und versteckte sein Gesicht hinter den Händen. Sekunden zuvor war er auf Tomas Vaclik zugestürmt und wollte ihn umkurven, doch das gelang nicht. Der tschechische Torwart schnappte ihm den Ball von den Füßen und machte damit Malens Großchance zunichte. Ziemlich genau einen Monat ist es nun her, da standen sich die Niederländer und die Tschechen im Achtelfinale der Europameisterschaft in Budapest gegenüber. Die zweite Halbzeit hatte gerade begonnen. Malen hätte Oranje beim Stand von Null zu Null in Führung bringen können. Doch auch wenn das nicht gelang, zeigte der 22-Jährige in dieser Szene, warum Borussia Dortmund knapp 30 Millionen Euro für ihn nach Eindhoven überwies.
Bei den Westfalen stand Donyell Malen schon länger auf der Liste. Nun, nach dem Abgang von Jadon Sancho nach Manchester und den damit einhergehenden Millioneneinnahmen, ging der Transfer über die Bühne. Nach der enttäuschenden Europameisterschaft mit der Elftal wird der Niederländer in große Fußstapfen treten müssen, immerhin war Sancho in der vergangenen Saison an 36 Toren der Borussia beteiligt. Auch wenn im Umfeld des BVB immer wieder betont wird, dass Malen kein Ersatz für Sancho sein soll, so ergibt sich aus dem reinen Ablauf der Geschehnisse ein anderes Bild: Sancho wird verkauft, kurz danach erfolgt die Verpflichtung von Malen. Er scheint der designierte Nachfolger zu sein, auch wenn er ein anderer Spielertyp ist. Dass Donyell Malen großes fußballerisches Können und eine außergewöhnliche Athletik in den Dortmunder Kader bringt, steht dabei außer Frage.
Oma, Dennis Bergkamp und Thierry Henry
„Als ich etwa drei Jahre alt war, hat sie mir den Ball zugespielt, dann sollte ich ihn stoppen und zurückpassen.“
Und obwohl Malen gerade einmal 22 Jahre alt ist, kennt er sich mit schwierigen Situationen und Rückschlägen schon gut aus. Geboren wurde er als Sohn einer niederländischen Mutter und eines surinamischen Vaters in Wieringen, ganz im Norden der Niederlande, zwischen Poldern und Wattenmeer. Wie er kürzlich im Interview mit Patrick Owomoyela erzählt, war es seine Oma, die ihn das erste Mal mit einem Fußball in Kontakt brachte. „Als ich etwa drei Jahre alt war, hat sie mir den Ball zugespielt, dann sollte ich ihn stoppen und zurückpassen. Wir haben das stundenlang gemacht“, erzählt er bei BVB-TV. Bereits mit neun Jahren kommt er in die Jugendabteilung von Ajax Amsterdam. Dort wird er unter anderem von Dennis Bergkamp trainiert. Möglicherweise war es sein berühmter Jugendtrainer, der ihm einen Wechsel zu Arsenal nahe legte. Im Sommer 2015 zieht es den 16-jährigen Malen nach London . Auch hier kann der Niederländer wiederum von einem ganz großen Stürmer lernen, in der U18 ist ein gewisser Thierry Henry sein Trainer. Doch der große Durchbruch gelingt nicht. Nach zwei Jahren kehrt Malen zurück in die Niederlande.
Hier spielt er in seiner ersten Saison für die zweite Mannschaft von PSV Eindhoven. In seiner ersten Profisaison erzielt er unter Trainer Mark van Bommel, der ihn vom Flügel ins Sturmzentrum stellt, gleich zehn Tore. Und auch die Saison 2019/20 beginnt vielversprechend: In den ersten neun Spielen gelingen ihm zehn Tore, fünf davon bei einem Gala-Auftritt gegen Vitesse Arnheim. Viele europäische Vereine werden in der Folge auf ihn aufmerksam, Arsenal möchte ihn zurückhaben. Malen gibt beim 4:2‑Sieg in der EM-Qualifikation gegen Deutschland sein Debüt in der niederländischen Nationalmannschaft, bei dem er den Führungstreffer zum 3:2 beisteuern kann.
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