
Die Zaunfahne gilt als das Heiligtum in Fankulturen. Sie ist Standarte und Aushängeschild, zeigt an: „Wir sind hier!“ Und das sieht sogar die Polizei so. In der Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Freiburg zum DFB-Pokalspiel zwischen dem SC Freiburg und Union Berlin heißt es: „Die Zaunfahnen, welche in Ultrakreisen den höchsten Stellenwert haben, waren nach aktueller Einschätzung der Auslöser für die Eskalation.“ Ein Stück Stoff als Auslöser für einen Polizeieinsatz? Was war da los?
Diesbezüglich gehen die Meinungen auseinander. Geht es nach der Polizei, haben sich Ultras von Union Berlin eines verbotenen Blocksturms schuldig gemacht. Die Fans seien nämlich ohne gültiges Ticket in den Oberrang gegangen, um dort Zaunfahnen zu befestigen. Außerdem sollen dabei „drei Ordner zu Seite gestoßen“ worden sein. Anschließend wurde ein Anhänger Unions festgenommen und auf die Stadionwache gebracht. Dazu schreibt die Polizei: „Bei der Durchsuchung der zuvor festgenommen Person auf der Stadionwache konnten in seinem mitgeführten Rucksack mehrere Zaunfahnen aufgefunden werden.“
Die Eskalation, zu der es laut Polizei in der Folge gekommen sei, soll dann so abgelaufen sein, dass sich 60 maskierte Ultras von Union Berlin durch den Gästeblock kämpften, um zu dem Festgenommenen zu gelangen. Da dies nicht gelang, wären die Fans zurück in ihren Gästeblock geflüchtet. Dabei sei ein unbeteiligter Ordner mit Faustschlägen zu Boden gebracht und getreten worden. Drei Polizisten hätten beim Einsatz Prellungen erlitten. Der verhaftete Fan erhielt vom SC Freiburg ein Tageshausverbot, der Rucksack samt Zaunfahnen wurde „zur Entspannung der Lage zeitnah an die Berliner Ultraszene zurückgegeben“.
Eiserne Hilfe widerspricht entschieden
Dieser Darstellung widerspricht die Fanhilfe Union Berlins, die Eiseren Hilfe, vehement. In einer Stellungnahme heißt es: „Während die Polizei in ihrer Darstellung eine teilweise sachlich falsche Ereigniskette konstruiert, ignoriert sie komplett, dass das Verhalten ihrer Beamt*innen der Auslöser und Grund für eine sinnlose und augenscheinlich provozierte Eskalation war.“
Was die Fanhilfe nach Rücksprache mit Betroffenen, Beschuldigten und Zeugen bestätigt, ist, dass einige Unioner ohne gültige Karte den mit Sitzplätzen ausgerüsteten Oberrang betraten – um dort ihre Zaunfahnen zu befestigen. Allerdings sei das in friedlicher Absicht und sogar mit erhobenen Händen geschehen. Von Gewalt gegenüber Ordnern könne keine Rede sein. Außerdem habe das Ganze lediglich zehn Minuten gedauert und sei bei Fußballspielen nun einmal so üblich.
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